Die Krippenfiguren werden hier in Neapel aus Ton gefertigt. Der Körper ist ein Drahtgestell – Gesicht, Füße und Hände hingegen sind aus roter Tonerde. Immer wieder staune ich über die Ausdruckskraft dieser einmaligen Meisterwerke. Die Gesichter spiegeln die typischen Züge der Neapolitaners wieder. Es erinnert unheimlich an die Bilder des großen Meisters Caravaggio!
Die Vorweihnachtszeit in Neapel wird laut und bunt gefeiert! Die Stadt lebt nach der langen Sommerhitze wieder auf und freut sich schon auf das gesellige Familienfest: Weihnachten “NATALE”. Entdecken Sie mit mir, ihrem privaten Fremdenführer Weihnachten in Neapel! Wie in ganz Europa ist die traditionelle Dekoration des Christbaums und die Weihnachtskrippe in der Barockzeit unter der Bourbonen-Herrschaft entstanden.
Ein zeitgenössischer Schriftsteller aus Neapel, Luciano de Crescenzo, beschreibt wunderbar in seinem Buch „Also sprach Bellavista“ (Diogenesverlag Kapitel: Der Professor) dass man sich als Neapolitaner schon früh entscheiden muss, ob man zu denen gehört die einen Weihnachtsbaum bevorzugen, oder zu denen die die Krippe mit Familientradition hegen.
Ein Ausschnitt:
„Also die Einteilung in Krippenliebhaber und Baumliebhaber ist, wie ich schon sagte, so entscheidend, dass sie meiner Meinung nach so wie Geschlecht und Blutgruppe in den Personalausweis eingetragen werden müssten!… Naja sonst entdeckt doch so ein armer Teufel vielleicht erst nach seiner Heirat, dass er sich mit einem Christbaummenschen zusammen getan hat, der ganz andere Weihnachtsgewohnheiten hat. Der Baumliebhaber hat in seinem Leben eine ganz andere Wertskala als der Krippenliebhaber!“
Gerne erzähle ich Ihnen in der auf sie zugeschnittenen Führung durch die Stadt Neapel alles über Geschichte, Tradition, Küche und Gepflogenheiten!
In der Krippenszenerie ist alles wichtig! Die Geburtsgruppe befindet sich in der wichtigsten der drei „Grotten“, die allerdings meist etwas abseits liegt. Die Konstruktion der Krippenstadt ist aus Kork, der meisterhaft gestuckt und übermalen wird. Die Landschaft zeigt die archäologischen Reste, welche sich überall hier in Kampanien befinden.
Zum Gegensatz der nordischen Krippen ist in der neapolitanischen alles in Bewegung. Die „Signora“ , welche vom Balkon grüßt und stolz auf den getrockneten Käse und Wurstwaren weist, der Bäcker der seine Brote in den Ofen schiebt, der Fleischhauer der die Ware feil hält, der Fischhändler der den wahren Schatz des Golfs stolz zur Schau stellt. Im Vordergrund ziehen meist Menschen aus allen Herrenländern in den verschiedensten Trachten vorbei, und irgendwo plätschert das Wasser des Bächleins, welches die Fruchtbarkeit der Gegend noch unterstreicht.
Von Mitte November an beginnt das Treiben in der traditionelle Krippenstrasse „San Gregorio Armeno“, wo die Handwerker ihre Figuren ausstellen, die während des Jahres liebevoll kreiert wurden. Große Meister mit langer Familientradition sind dort zu finden: Desiderio, Gambardella, Di Virgiglio… Jeder dieser Meister hat seinen Stiel und seine “Art und Weise” gefunden. Hier finden sie
Die Krippe hatte immer schon einen hohen Stellenwert in Neapel/ 1936
Die napolitanische Familie gibt die Krippe von Generation zu Generation weiter, also muss man sich auch an die Größe der Figuren, den Stil und den Meister halten. Als Fremdenführer habe ich schon eine gewisse Erfahrung! Das Anpassungsvermögen dieser humorvollen und einfallsreichen Mentalität lässt unsereins nur staunen. Figuren werden immer weiterverwendet. Auch wenn sie ramponiert sind, werden sie wieder geleimt, bemalen, „aufgemöbelt“-sollten die Beine nicht mehr am Körper sein, setzt man die Figur einfach ins Fenster!
Zur Weihnachtszeit wird San Gregorio Armeno eine wahre Herausforderung. Wenn man etwas Ruhe will ist es ratsam NICHT abends oder am Wochenende dort entlang zu schlendern. Der Neapolitaner ist kein Morgenmensch, so findet man ab 10:00 Vormittags diese Gasse im Zentrum der griechisch-römischen Altstadt sehr angenehm vor.
Schlendern sie mit mir, ihrem Insider und persönlichen Fremdenführer durch die engen Gässchen Neapels, lernen sie die Museen kennen oder, entdecken sie mit mir
– Das Unterirdische Neapel!
– Das Archeologische Nationalmuseum
– Die Kapelle von San Severo
– Das Kloster von San Martino
Mit dem 8. Dezember beginnt in Süditalien die Weihnachtszeit. Die „Christbaum-Menschen“ putzen den Baum auf, meist sehr Farben- und lichterreich mit einer blickenden Lichterkette (oft auch mit Weihnachts“sound“) und der Krippenliebhaber stellt gemeinsam mit seinen Lieben die Familienkrippe auf. Jährlich wird mindestens ein Stück (ob Figur oder Dekorationsdetail) dazugekauft, aber erst nach einer langen und intensiven Familiendiskussion. Übringens findet man in allen Kirchen der Altstadt antike Weihnachtskrippen vor!
Unbedingt sollte man die Krippe im Kloster Santa Chiara besichtigen (ganzjährig zu sehen). Diese Krippe wurde von Ferdinand von Bourbon in Auftrag gegeben.
Noch eine einmalige Krippe ist auch im Kloster von San Martino oben auf dem „Vomero-Hügel“ zu sehen. Der Meister Sanmartino, Krippenbaumeister des Bourbonischen Hofes, hat wieder sein Bestes gegeben. Dieser Ort ist leicht mit der Standseilbahn (Funicolare) zu erreichen. Das Prunkschloss von Caserta birgt die größte Krippe! Entdecken sie mit mir die Region Kampanien und den Weihnachstsflair der napolitanischen Art!
Weihnachten wird hier übrigens ab 25. Dezember gefeiert, der Weihnachtsmann bringt die Geschenke durch den (meist nicht vorhandenen) Kamin. Das Familienfest wird zu Tisch zelebriert! Man trifft sich endlich nach der Sommersaison, man kocht gemeinsam, redet, trinkt, diskutiert laut, lacht, spielt Karten und „Tombola“ (ähnlich wie Bingo), und isst sich gemeinsam durch die Feiertage. Hier wird Fisch aufgetischt, hingegen in den Hügelgebieten bevorzugt man Fleisch und Wild! Man muss einmal im Leben Neapolitanische Weihnachten feiern, sonst hat man wirklich was sehr Gemütliches versäumt!
La Befana: sie bringt den netten Bambini Gutes, den bösen Bambini Kohle.
Gott sei Dank ist nach S. Stefan eine kleine Pause, denn nach der „Befana“ (der Hexe die auf dem Besen den Kindern Gaben bringt) wird es für jedes Familienmitglied fast lebenswichtig, etwas Diät zu halten!
Walch Cecilia Barbara
Fremdenführer im glücklichen Kampanien
www.capritravelguide.com
