Giorgio Vasari wurde also in Arezzo am 30. Juli 1511 geboren. Er starb in Florenz am 27 Juni 1574 im Alter von 63 Jahren. Vasari war der Hofmaler der Medici, wirkte weiters als Architekt und schrieb eine bedeutende Biografie über italienische Künstler. Unteranderem schaffte er auch in Rom und im Vatikan herausragende Werke, bis er dann durch das Schicksal nach Neapel kam.
Dank seiner Aufzeichnungen wissen wir heute mehr im Detail, über die Meister vor und in seiner Zeit, wie über Leonardo da Vinci, Raffael und Michelangelo. Mit dem dreibändigen Buch „Le Vite de’ più eccellenti pittori scultori ed architettori“ (Die Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Architekten) hat er sich einen besonderen Ruf als Kunsthistoriker geschaffen. Einige, heute ganz geläufige Bezeichnungen der Kunstgeschichte, wie Gotik, Manierismus oder Renaissance sind ihm also zuzuschreiben. Überdies malte er 1546 für Papst Paul den III., Alessandro Farnese, den Saal des Kanzleramts (Cancelleria) in Rom..
Wie und warum er genau nach Neapel kam, erzähle ich ihnen im Rahmen einer Stadtführung in der Kirche Sant’Anna dei Lombardi in Neapel !
Ab 1537 wurde Giorgio Vasari, schlussendlich, vom Orden der Olivetaner in Rom engagiert und kam dadurch auch 1544 nach Neapel wo er dem alten Refektorium (Speisesaal der Mönche) der damaligen Kirche Santa Maria di Monteoliveto (heute Sant’Anna dei Lombardi) einen damals modernes Gewand schenkte: der toskanische Manierismus war gerade große Mode in Rom und Florenz, aber im Süden Italiens war das eine wahre Neuheit!
Außer dem Meisterwerk des großen Vasari finden sie hier noch viele andere Glanzleistungen der Skulptur und Malerei. Großartige Künstler aus der Toskana, wurden hier engagiert. Guido Mazzoni alias Paganino kreierte überlebensgroße Tonfiguren zur Ehre des Königshauses von Aragon, die sogenannte „Beweinung des Herrn“.
Benedetto di Maio und Govanni da Nola schafften weiters die Adelskapellen der Familie Tolosa, Piccolomini und Correale. Die Toskanische Renaissance wird hier zelebriert. Die Kirche war die Hofkirche des Herrscherhauses der Aragon. Mehr darüber bei der Führung in Neapel.
Die Herausforderung für Vasari bestand doch darin, dieses düstre spätgotische Gewölbe in einen bemerkenswert hellen, freundlichen Raum zu verwandeln. Das Refektorium, der Speisesaal, sollte natürlich auch außer dem Gebet, Licht und Meditation in das Leben der Mönche bringen. Fast verzweifelte der Meister an dieser Aufgabe und trug sich mit dem Gedanken den Auftrag zu verweigern.
Aber nur wer liebt was er tut – kann großartiges Leisten
– und das hat Vasari in Neapel wirklich bewiesen!
Er löste das Problem indem er die Bögen heruntersetzte, die Ecken schliff und als Untergrund blendend weißen Stuck verwendete, wodurch das Ambiente freundlich und hell wurde. Die Wahl zu den Themen der Kreuzbögen wurde natürlich vom Abt und den Klostervorstehern bestimmt: Die Tugenden des Glaubens, der Religion und der Ewigkeit.
Mit dem obengenannten besonderen Stuck sowie der Erweiterung der Fenster hat er die Grundlage für Licht und Glanz geschaffen, somit war das Tageslicht die „Quintessenz“. So widmete er und seine Mitarbeiter der Werkstatt, Raffaello del Colle und Stefano Veltroni, sich dem Detail der Dekorationen.
Die für den Manierismus typischen Grotesken beleben die Bogengewölbe. Die, mit Stuck gerahmten Hauptmotive, bilden auf dem Gewölbe die Sterne des Firmaments.
Was denken Sie wie lange er brauchte um diese vielen, verschiedenen kleinen Werke fertigzustellen?
Buchen sie eine Führung, und ich entführe sie in die Welt der angewandten Kunst.
Hier könnte man auch Stunden verbringen, um die einzelnen Figuren zu bestaunen. Die Aufteilung durch Dreiecke und Kreise lässt den Raum ruhig wirken. Die Umrahmung der einzelnen Werke in Gold gibt dem Gesamtbild eine elegante Nuance. Die Abgrenzung der verschiedenen Malereien wurde klar in Blau gehalten.
Es ist wie beim Geschichtenerzählern: Es wird noch interessanter wenn man Geschichten mit Bildern verbinden kann. Die Malereien sind fantastisch, die Farben einzigartig! Unzählige Themen sind hier zu erhaschen wie: Mythologie, Astronomie nicht nur mit Sternbildern verbunden sondern auch Sternzeichen, sowie Biblische Erzählungen die die Kunstgeschichte beleben.
Das sind Momente wo man um sich alles vergisst!
Eitelkeit und Vorsehung (Vanità-Prudenza)
Auf den ersten Blick scheint diese Frauenfigur Eitel zu sein. Doch sie stellt die dünne Linie zwischen Eitelkeit (Selbstliebe) und Selbstwertschätzung (Respekt vor sich selbst) dar. Wer von uns, besonders in jungen Jahren, hat nicht erst die gesunde Grenze zwischen beidem herausfinden müssen? Der Schlüssel unter ihren Füßen zeigt deutlich, dass sie (oder jeder von uns) entscheiden kann und muss wo die Grenze ist.
Wie weit man sich dem Gegenüber öffnet und wie nahe man den anderen an sich herankommen lassen kann. Der Spiegel symbolisiert die Klugheit, die man verwendet um zu wissen, ob das Spiegelbild auch wahrheitsgetreu ist oder täuscht.
Man kann sich ohne weiteres vorstellen, dass die Mönche, wenn auch versteckt, einen Blick unter die Achsel wagten, um die eigene Grenze zwischen Keuschheit und natürlicher Neugierde zu finden. Das „Böse“, die Schlange, lauert unter dem Schemel. Die Farbwahl ist frisch und geschmackvoll. Diese Darstellung wurde von Vasari und Schülern auf einer kurvigen Fläche gesetzt, und es scheint in der Bewegung des Beobachters, als ob sie sich leicht mitbewegte.
Vasari übertrifft sich selbst! Sie ist die Vorsehung, das Schicksal! Das für Neapel so typische Füllhorn (Cornacopia) wird von der römischen Göttin vorsorglich zum Überlaufen gebracht. Auch das Gefäß auf ihrer Schulter ist voll. Hier sieht man ganz besonders die genauen Körperstudien des Meisters Vasari: Der Schwarze Überwurf im Hintergrund, bringt die Schönheit der Figur noch besser zur Geltung, die Weiblichen formen unterstreichen die Lebensfreude. Das fast durchsichtige Kleid lädt ein, der Fantasie des Beobachters freien Lauf zu lassen!
Ist das auch wirklich passend für ein Kloster?
Kunstwerke müssen erhalten werden und das kostet. Deshalb ist es besonders in dieser Kirche wichtig, einen kleinen Beitrag in Form des Eintritts (EW 5,00 €) beizusteuern, um die andauernden Restaurierungsarbeiten zu finanzieren. Danke.
Genießen sie weiters Werke von Vasari in S. Giovanni a Carbonara/ Neapel und im Museum von Capodimonte/Neapel!
Haben Sie Lust bekommen in die Stadt Neapel mit einem professionellen Fremdenführer zu erkunden?
Neapel birgt ausser der faszinierenden Geschichte, unzählige Kunstschätze, Kuriositäten und Traditionen. Kirchen sind hier in Kampanien nicht nur Gotteshäuser, sondern eben auch museale Ziele und die Herberge der Tradition. Die Geschichte der Stadt ist so fassettenreich, dass für jeden, ob groß oder klein, das Richtige dabei ist.
Entdecken sie außerdem Pompeji, Capri, Amalfi, Herculaneum, den Vesuv und viele andere eindrucksvolle Sehenswürdigkeiten im Golf von Neapel!
Abschliessend möchte ich dem Küstner von Sant’Anna dei Lombardi, Stefano Deda, besonderen Dank aussprechen. Ich habe selten so eine Hilfsbereite und Kompetente Person getroffen, der selbstlos all seine Beobachtungen, Studien und Eindrücke zur Verfügung stellt. Herzlichen Dank!
Capri, 10/02/2018
Ich freue mich schon sie als Gäste begrüßen zu dürfen!
Cecilia Barbara Walch
Fremdenführer mit Leidenschaft