Bewundernde und oft auch neidische Blicke begegnen dem Fremdenführer und Reiseleiter in Italien. Oft fragt man mich während der Tour, was ich eigendlich von Beruf sei! Hier erfahren Sie mehr zum Berufsbild der Fremdenfüher in Italien.
Fremdenführer und Reiseleiter sind angesehene Professionen in Italien. Jeder hat seine eigene Firma. Diese kann man allerdings nur eröffnen, wenn man die staatliche Lizenzprüfung positiv absolviert hat. Die Staatsprüfung wird in den Ämtern der Regionen (Land) in der Landessprache abgenommen. Wie auch in Deutschland, gilt hier in Italien, das eigene Landes-Gesetz, in dem der Beruf ausgeführt wird. So wurde das auch fuer Italien vom EU-Urteil eindeutig bestätigt.
In unzähligen Ländern sind diese Berufe fest im Landesgesetz verankert, wie in Österreich, Italien, Frankreich, GB, Spanien, Portugal, Griechenland, Slovenien, Kroatien, Ungarn, Tschechien, Polen, Littau, Lettonien, Estonien, und sogar in den Nord-Afrikanischen Ländern! (sind unsere lieben Nachbarn). Jedes Mitlgliedsland der EU hat jedoch die Freiheit diese landeseigenen Gesetze selbst zu bestimmen und zu kontrollieren (verteidigen). In Deutschland sind diese beiden Berufe leider noch nicht im Gesetz verankert, dies führt leider oft zu Missverständnissen!
Es scheint dass die grossen Reiseanbieter großes finanzielle Interessen hegen. Die gewollte Unklarheit des Berufsbildes und die oft vorgespielte romantische Aspekte werden (aus)genutzt. So befinden sich oft deutschsprachige, unterbezahlte Damen und Herrn Vorort im Land des UNESCO- KULTURGUTS, welche keinerlei Ahnung vom Gesetz haben und denen jegliche Ausbildung fehlt. Meist sprechen sie nicht einmal die gesetzliche Landessprache und wenn sehr schlecht. Sie befinden sich dann in einer sehr heiklen Zwickmuehle, und sitzen im sinkenden Schiff bis zum Ende der Saison, meist ohne gültigen Arbeitsvertrag. Der einzige Gewinner ist meist die Argentur, die diese Situation ausnützt. Keiner spricht darueber und man gibt das keinesfalls zu. Ein Hund der sich in den Schwanz beisst. Der Gewinner ist der Anbieter aus dem Ausland der die Monopolstellung in der Hand hat.
Der Fremdenführer (Reiseführer, Cityguide) ist in Italien eine Profession*, welche einzelne Personen oder Gruppen begleiten. Sie erklären Kunstwerke, Museen, Galerien, Ausgrabungen, Monumente der Städte und der Region. Sie erläutern deren Geschichte, sowie Kunstgeschichte, Natur- und Landschaftliche Besonderheiten, und deren authentische Landeskultur professionell.
Das bedeutet eindeutig: gültige Lizenzprüfung in Italien
*Profession: die positive Absolvierung der staatlichen Lizenzprüfung in Italien und er EU welche in der Landessprache und mindestens einer Fremdsprache abzulegen ist.
Es ist klar:
kann authentisch dem Gast sein Land Italien vorstellen! „In Büchern kann ja jeder lesen, aber das hautnahe Italien erlebt man mit einem dort ganzjährig lebenden Fremdenführer. Sie wollen doch das wahre Italien kennenlernen?! Das bezahlen sie ja auch.
Der Fremdenführer arbeitet, wie oben beschrieben, im Interesse des Gastes und natürlich dessen Auftraggeber wie z.B. dem Reisebüro. Er ist für die Kultur- und Landesgeschichte Vorort verantwortlich.
Der Reisebegleiter (Reiseleiter, auch Kurier genannt) hingegen, ist auch eine *Profession. Dieser begleitet einzelne Personen oder Gruppen bei der Reise im Nationalen bzw. Internationalen Gebiet vom Abreiseort bis zum Endzielort. Er erläutert grundlegende praktische Informationen und Notizen, welche im Interesse der Gäste sind wie z.B. Hotelunterkunft, Reiseablauf, Arztbesuche, Reiseunterlagen, und ist dem Gast in erster Linie behilflich. Außerdem agiert er als Kontrollorgan des Reiseanbieters und somit des Gastes. Ist er angestellt, wird er logischerweise hauptsächlich die Interessen des Reiseanbieters wahren, ist er selbsständig wird er die Interessen des Gastes wahren.
*Profession: die positive Absolvierung der staatlichen Lizenzprüfung in Italien und er EU welche in der Landessprache und mindestens einer Fremdsprache abzulegen ist.
Wie ich schon anfangs erwähnte, glauben viele Gäste, dass wir dies als Hobby machen, oder aber vom Fremdenverkehrsverband freiwillige Mitarbeiter sind. Dem ist nicht so. Wir sind Free-lancer (Freischaffende).
Qualität = Ausbildung = Verdienst
Der Tag beginnt im Morgengrauen. Auch wenn die Touren erst am frühen Vormittag beginnen, muss der Guide den Treffpunkt erreichen, sich vorbereiten und den Ablauf vororganisieren. Da er das Land repräsentiert sollte dieser auch dementsprechend sein Erscheinungsbild pflegen. „Gefüttert und Gestriegelt“ geht dann der Arbeitstag los. All die Sorgen bleiben zu Hause.
Schon am Hotel oder am Treffpunkt beginnt ein wichtiger Teil des Ausflugs. Die Begrüßung der einzelnen Gäste. Der Guide versucht durch das Gespräch mit des Reiseleiters oder einzelner Gäste herauszufinden wo die Schwerpunkte der Interessen liegen. Wichtig ist auch zu verstehen woher die Gäste kommen und aus welchem sozialen Gefüge und Umfeld. Nur so kann man dann auch maßgeschneiderte, interessante Blickpunkte und Geschichten für diese aus dem Ärmel holen.
Für den Gast scheint dies reine Routine. Selbstverständlich ist dies auch ein kleiner Teil. Im Hinterkopf des Fremdenführers arbeiten jedoch verschiedenste Problematiken: Man soll das vorgeschriebene Programm mit dem oft nicht einschätzbaren Verkehr verbinden. Ein Busfahrer hat seine gesetzlich vorgeschriebenen Fahrzeiten und Pausen, die dann unauffällig mit dem Programm übereinstimmen sollten. Parkplätze, Museen, ect. haben wiederum vorbestellte Zeiten und meist hohe Gebührer, die zwar Vorbezahlt, jedoch einzuhalten sind. Das ist sehr oft eine Gradwanderung!
Nicht zu vergessen die Sache mit den Toiletten und dem Biorhythmus der verschiedenen Gäste. Mit oft 40 Gästen im Bus kann man nicht einfach irgendwo stehen bleiben. Das Ein- und Aussteigen alleine nimmt schon gute 10 min in Anspruch, und der letzte sollte ja auch genügend Zeit zum Händewaschen bekommen. Man ist auch nicht überall mit Bussen willkommen, denn auch das Wasserspülen und Klopapier kostet. Da hier in unserer Gegend die Straßen sehr eng sind, haben wir schmalere Busse ohne Toiletten. Das macht eben den sogenannten „Pitstop“ lebenswichtig.
Wie oft werde ich gleich nach der Toilettenpause gebeten wieder stehen zu bleiben. Die Begründung: „Vorher musste ich nicht“. Freundlich versucht man schon im Vorfeld die Gäste zu sensibilisieren, und bittet auf humorvolle Weise dann zu gehen wann man kann, und nicht erst wenn man muss! Ein großer Teil der Führung ist sicher auch Psychologie und Menschenkenntnis. Es gibt immer wieder was zu lachen, aber es gibt Gott sei dank auch sehr viele bewegende Erlebnisse, die für immer im Herzen bleiben.
Unsere Gäste sehen natürlich nur die positiven Seiten unseres Lebens und unserer Arbeit. Unverständlicher weise sind immer wieder Personen die sich fast neidisch äusern. Oft müssen wir dann kleine „Pfeilchen“ und Sticheleien einstecken. Gute Mine dazu machen, ist oft mühsam und verletzend.
Da heißt es dann für uns: „Kopf hoch und schlucken“. Ich nehme doch an, dass man den Nächsten nicht bewusst verletzt.
Anfangs ist es schwer dies nicht persönlich zu nehmen. Man lernt mit der Zeit (und vielen Tränen) damit zu leben. Besonders verletzend kann sein, wenn gedankenlose Gäste das Gastland auf erniedrigende Weise bekritzeln. Das tut weh. Manchmal fehlt es halt an Feingefühl. Da muss man durch.
Bei Wochentouren gibt es dann den Gästebrief: Nach einer Woche weicht oft der Abstand zwischen Gast und Fremdenführer. Jeder einzelne Reisende fühlt sich als Kritiker im Mittelpunkt und reiht alle negativen Punkte auf (ist auch ein bisschen unsere Deutsche Art). Oft hat jedoch ein Guide wirklich keinen Einfluss darauf (Wetter, Hotelzimmer, Lärm, ect.). Der beflissene Gast wirft alles in einen Topf. Eigentlich will der Reiseführer janur ein positives Feedback nach der Mühe einer Woche.
Man kann es leider nicht allen recht machen, vor allem kann man nicht allen sympathisch sein. Als Fremdenführer lernt man keine Vorurteile zu haben, auch wenn man andauernd herausgefordert wird. Ich wünsch mir aber immer nette Gäste. Schließlich gilt die Devise: „Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es zurück“. Ich baue auf positives Echo.
Unsere Saison beginnt zu Ostern und endet Anfang November. Oft geht es wochenlang ohne Pause durch. Wir geben jedoch das Beste für unsere Gäste. Gute Laune und ausgespannte Gesichtszüge werden so lange geprobt, bis sie auch wirklich wahr aussehen. Das Beste Lifting ist auf jeden Fall das Lachen!
Wir besuchen Kurse. Nach der Grundausbildung fängt die Spezialisation an, welche niemals aufhört. Gerade Kampanien ist eine niemals endende Kuriositätensammlung.
Archäologie ist ein Fachgebiet, welches niemals zur Gänze ausgeschöpft wird. Pompeji ist natürlich die berühmteste Grabung in Europa hinsichtlich der Römer. Unser Vesuv und die daraus entstehende Vulkanologie sowie Sismologie (Erdbebenwissenschaft) beinhalten die Geschichte und Forschung der Erde, Geografie, Naturkunde und viele interessante Schattierungen, auch der „Supervulkan“ der Flegräischen Felder ist faszinierend. Die Geschichte unserer Region hinterlässt menschliche Spuren seit mehr als 5000 Jahren, wobei die Griechische und Römische Zeitgeschichte für unsere Gäste wohl Meist im Mittelpunkt des Interesses stehen. Auch die „jüngere Historie“ ist faszinierend! In Neapel und Kampanien finden sie eine große Auswahl: Vom tiefes Mittelalter über Renaissance und Barock bis in die Neuzeit. Mehr zu den Ausflügen hier:
Nicht zu vergessen: Die Sprachen müssen gepflegt, geübt und verbessert werden.
Wer diesen Beruf wählt muss viel Energie und Eigeninitiative mitbringen. Besonders wichtig ist Sprachgewandtheit der Landessprache und Fremdsprachen, Ausdauer, Geduld, körperliche Stärke und Lernbereitschaft. Eine gute Portion Psychologie und Liebe zur Arbeit. Oftmals ist man auch vierzehn Stunden aus dem Haus, die Familie genießt man erst im Winter wieder. Ohne wahre Passion hält man in diesem Beruf nicht durch. Ich unterscheide humorvoll zwischen Fremdenführer (der mit Passion arbeitet) oder eben dem „Bankomat“ (der es rein für’s Geld macht).
Wie Steve Jobs schon sagte:
„Der einzige Weg, großartiges zu leisten, ist das zu lieben was man tut!“
So, jetzt haben sie mal einen Einblick in diesen „romantischen“ Beruf!
Ich würde mich freuen Sie bald als meinen Gast begrüßen zu dürfen und zeige ihnen die schönsten Ecken meiner “Wahl-Heimat“ Kampanien, sowie, deren Geschichte und Naturschönheiten. Lassen Sie sich von mir beraten!
Cecilia Barbara Walch