Bei einem Spaziergang durch die romantischen Sträßchen Anacapri‘s mit Ihrem “Insider”- ihrem privaten Fremdenführer stoßen sie unvermeidlich auf die kleine Kirche San Michele nahe dem Dorfzentrum – nicht zu verwechseln mit der Villa von San Michele, das Haus des schwedischen Arztes Axel Munthe. Dies befindet sich an der anderen Seite des Dorfes.
Der Bau der Kirche von San Michele in Anacapri ist eines der eindrucksvollsten und schönsten Beispiele der neapolitanischen Architektur des 18. Jhd. Die geschmackvolle Stuckarbeiten, der harmonische Wechsel der Bögen und Nischen, das einfache weiß der Fassade schmiegt sich perfekt ins Dorfbild ein. Der künstlerischen Geschmack des Architekten Antonio Domenico Vaccaro ueberzeugt vollkommen!
Der typische Zentralbau der Epoche inspiriert den Besucher in sich einzukehren und zu entspannen. Besonders bekannt wurde die Kirche von San Michele in Anacapri wegen des Majolika Fussbodens:
Die Kirche wurde von der Ordensschwester Mutter Serafina di Dio gegründet (sowie auch das Theresianerkloster nebenan). Der Grund des Baues ist wohl auf die Türkenbelagerung vor Wien zurückzuführen:
Mutter Serafina betete den Erzengel Michael inbrünstig an das Christentum gegen die Ungläubigen (Muslimen) zu schützen. Das Habsburgische Reich galt als uneinnehmbare Bollwerk. Als die Türken jedoch vor Wien standen, bemühte sich die Ordensmutter besonders durch Gebete das Christentum zu stärken und den Sieg der Habsburger zu erbitten. Sie versprach dem Erzengel Michael dafür eine besondere Kirche und das dazugehörende Kloster zu bauen. Ihre Worte wurden erhört, die Türken wurden am 2. September 1683 besiegt und sie setzte ihr Versprechen sofort in die Tat um. Sie wandte sich an einen Edelmann aus Sardinien, Antonio Migliacci, der ihr finanzielle Unterstützung gewährleistete.
Öffnungszeiten der kleinen Kirche:
Von April – September: von 9:00 bis 19:00
Von Oktober – März: von 10:00 bis 15:00
Am 27. Nov. Und 8. Dez. ist geschlossen
hier zur Kircheneigenen Webseite: http://www.chiesa-san-michele.com/lg/en/help/dove.htm
Laut des Chronisten Niccolo Antonio Squillante wird der Kirchenbau zwischen 1698 und 1719 urkundlich erwähnt. sowie auch die genaue Spendersumme. Nach dem Ableben des Edelmanns kümmerte sich Monsignore Michele Gallo di Vandenejnde (1678-1727) um die Finanzierung der Barock Kirche. Er wurde übrigens auch hier auf seinen Wunsch begraben. Das Kloster war einst ein Konservatorium, welches man instandsetzte und von den Klausurnonnen bewirtschaftet wurde.
In der Besatzungszeit 1808 wurde das Kloster von den Engländern als Munitionslager verwendet. Nach der Niederlage verlangten die Franzosen die Auflösung des religiösen Ordens. Die Nonnen mussten die Kirche verlassen.
Ferdinand I. von Bourbon entdeckte die Kirche wieder, öffnete sie zu Kultzwecken und schenkte sie 1817 der „Laienbruderschaft der „Immaculata conceptio“ (Unbefleckten Empfängnis), welche heute noch ihrem Versprechen nach kommt. Das Kloster hingegen wurde zu einem militärischen Waisenhaus, und später an Graf Poppenheim verkauft. 1880 wurde dieser enteignet und das Gebäude an Privatpersonen verkauft.
Noch heute wird die Kirche von der Bruderschaft der Immaculata Conceptio (Unbefleckten Empfängnis) verwaltet und geschützt. Dies ist eine Bruderschaft welche sich besonders im sozialen Bereich des Dorfes engagiert und Minderbemittelte, Kranke und Bedürftige selbstlos und anonym unter die Arme greift.
Dieses einmaliges Beispiel selbstloser Nächstenliebe ist heute eine Institution: Weitere Verpflichtungen sind die Organisation der Novene und der Feierlichkeiten der Unbefleckten Empfängnis (8. Dez.), sowie eine konstante Anbetung der Heiligen Jungfrau Maria, Maria Lichtmess (2. Feb.), der Besuch von verstorbenen Mitbrüdern und Schwestern mit Totenwache, das zelebrieren von Messen und der Fürbitte, die Betreuung von Familien mit unheilbar Kranken. Die Bruderschaft fördert die Beziehungen zu ähnliches Vereinigungen und setzt sich ein die religiösen und soziale Tätigkeiten in größerem Rahmen durchführen. Es ist eine Ehre für den Anacapresen an dieser Bruderschaft teilzunehmen.
Natürlich nehmen alle Mitglieder bei den traditionellen Prozessionen teil, sie kennzeichnen sich durch hellblaue Kappes. Die Kirche birgt unheimlich viele Kunstschätze! Viele der damaligen neapolitanischen Hofmaler der Bourbonen haben ihre Spuren hier hinterlassen. Genießen Sie mit ihrem privaten Fremdenführer die Kunstwerke des Barocks! Erfahren sie mehr über das Leben der Künstler und deren Beziehung zum Hofstaat!
Die Ölgemälde an den sechs Seitenaltäre beschreiben die heilige Familie, die Bilder am Hochaltar den Erzengel:
Von rechts nach links:
1. Kapelle: Erzengel Raffael mit Tobiolo (Paolo de Matteis)
2. Kapelle:
3. Kapelle: Verkündigung (Paolo De Matteis)
Hochaltar:
Schutzengel Michael (Paolo de Matteis) im Zentrum und an den Seiten
Rechts Seitenwand des Altars: Das Gebet im Garten (Giacomo del Po)
Linke Seitenwand des Altars: Anbetung der Hirten (Giacomo del Po)
Links vom Hauptaltar zum Ausgang:
1. Kapelle: Die Schmerzensreiche (Paolo de Matteis) – links
2. Kapelle: Kreuztragung Christi (Francesco Solimena) – rechte Wand
Madonna del Carmine/Hl. Josef und Theresa von Avila (Paolo de Matteis) – mitte
Die Madonna gibt dem Hl. Simon Stock das Kleid (Francesco Solimena) – links
3. Kapelle: Schutzengel (Paolo de Matteis)
Das schönste Gemälde ist wohl der Heilige Erzengel Michael welcher den Hochaltar schmückt. Die farbliche Lebendigkeit und Ausdruckskraft der Darstellung sind einfach göttlich! Als die kostbarsten Stücke der Sammlung der „Neapolitanischen Malerei des 18. Jhd.“ gelten die beiden Gemälde an den Seitenwänden neben dem Altar:
Anbetung der Hirten
Giaccomo del Po
Dieses herrlich Museum birgt aber etwas ganz Spezielles:
1761 wurde dieses „Riesenmosaik“ von Leonardo Chiaiese ausgeführt. Er war ursprünglich aus den Abruzzen und galt als „der Meister des Majolika“ des Königreichs Neapel – Sizilien!
Stellen sie sich nur vor wie kompliziert es war die Fliesen schlussendlich richtig zusammen zu setzen!
Im Zentrum befinden sich mehrere Bäume. Um den mit Früchten behangenen Baum windet sich die Schlange (Versinnbildlichung der Versuchung), darüber schweben die Sterne des Universums. Auf der unteren Hälfte des Werkes tummeln sich drei Gestalten – der Erzengel der im Begriff ist Adam und Eva aus dem Paradies zu vertreiben.
Die Erbsünde ist geboren.
Rund um das zentrale Geschehen sammelt sich die Tierwelt. Fast auf naive Weise dargestellt erkennt man bei genauerer Betrachtung in den ausdrucksvollen Gesichtern der Tiere fast menschliche Charakterzüge. Es ist die typische Tierwelt Kampaniens mit den Büffeln, Ziegen und Schafen, das Einhorn stellt die Versinnbildlichung der Jungfräulichkeit dar. Wer hätte dieses elegante Fabelwesen wohl in einer christlichen Kirche vermutet? Viele Tiere aus der ganzen Welt wurden hier dargestellt. Man nimmt an dass der Künstler eine sehr alte Bibel als Vorlage verwendete. Mein absoluter Favorit ist das Krokodil, welches man in Miniatur auf der Insel oft beobachten kann – unsere Eidechsen!
Die Bruderschaft hat in den letzten Jahren vom Reinerlös der Eintrittsgelder die Restaurierung der Kirche mit großem Erfolg finanziert! Natürlich kann man den Fussboden nicht begehen, aber man hat einen hölzernen Laufsteg errichtet, um auch dieses Kunstwerk von der Nähe genießen zu können. Für unsere Fotografen gibt es auch die Möglichkeit über die enge Wendeltreppe hinaufzusteigen und ein Bild von oben zu schießen.
Wie immer ist es wichtig, den Blitz auszuschalten, um die Farben der Gemälde, Majolika und anderer Kunstgegenstände nicht zu zerstören!
Danke für Ihre Feinfühligkeit!
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Cecilia Barbara Walch,
Fremdenführer aus Leidenschaft