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Der Friedhof der Fontanelle – “Cimitero delle Fontanelle”


Der Friedhof der Fontanelle – “Cimitero delle Fontanelle”

Lernen Sie mit Ihrem privaten Fremdenführer eine ganz besondere Ecke Neapels kennen: Den Friedhof der Fontanelle oder “Cimitero delle Fontanelle”.

Geschichte und Legende vermischen sich! Ich begleite Sie und ihre Freunde auf eine ganz persönliche und individuelle Entdeckungsreise durch die Stadt Neapel! Neapel ist eine überaus religiöse Stadt, mit hunderten von Kirchen. Sie ist auch eine Stadt voller Aberglaube! Jede Zahl von 1 bis 90 hat eine genaue Bedeutung (Smorfia). Je nach Traum und dessen Deutung wird Lotterie gespielt – und „natürlich auch gewonnen!“

Der Friedhof der Fontanelle – “Cimitero delle Fontanelle

Auch der Totenkult im Friedhof der Fontanelle wird in dieser Stadt mit diesem ursprünglichen Aberglauben in Verbindung gebracht. Ganz in der Nähe des Archäologischen Nationalmuseums befindet sich der Stadtteil Sanità. Dort wo zu griechisch- römischer Zeit, außerhalb der Stadtmauer, die heidnischen Grabstätten oder Nekropolen zu finden waren. Über dem Stadtteil Sanità führt der Barocke Straßenzug nach Capodimonte. Hier unten in der Sanità hingegen leben Arbeiterfamilien. Verzweigte kleine Gässchen führen bis zum „ Friedhof der Fontanelle“(wikipedia).

Der Friedhof der Fontanelle – “Cimitero delle Fontanelle“

Das Wort bedeutet: „kleine Brunnen“, wird aber auch zur Bezeichnung des „Schädelknochens“ verwendet. Heute ist es die wohlbekannte Ortsbezeichnung dieses Stadtteils von Neapel. Dieser Friedhof beherbergt gut 4 Generationen von Gebeinen der mittellosen Menschen, welche sich keine Beerdigung leisten konnten. Hier finden wir hauptsächlich Opfer der verschiedenen Pest Epidemien. In diesem Teil der Stadt (Vallone dei Girolami, Vallone die Vergini) befanden sich verschiedene Tufstein-Brüche, welche bis zum Jahr 1600 für die Versorgung des Baumaterials der Stadt genutzt wurden.

Geschichte: Der Friedhof der Fontanelle – “Cimitero delle Fontanelle“

Seit 1656 wurden diese Grotten zur Beisetzung der Pest-und Seuchenopfer in Neapel genutzt. Eine Plage die bis zur Cholera 1836 über 300.000 Opfer forderte . Zu diesen Gebeinen wurden außerdem die jenigen dazuschlichtet, welche bei der Entweihung der Kirchen unter Joachim Murat (wikipedia) umgebettet wurden.

Der Priester Antonio De Jorio, ab 1851 Direktor in der nahegelegenen Kirche San Raffaele in Materdei ,  erzählte dass schon im 16. Jahrhundert die wohlhabenden Bürger für ihr Begräbnis zu Lebzeiten vorsorgten. Oftmals war kein Platz mehr frei. So wurden die Verstorbenen von den Totengräbern heimlich, bei Nacht und Nebel, in einem Sack auf den Rücken gepackt, und in eine dieser Grotten zur letzten Ruhe „abgelegt“. Durch eine unvorhergesehene Schlammlawine in einer dieser Galerien, wurden die menschlichen Reste auf die Straße hinaus geschwemmt. Die dort lebenden Frauen und Männern brachten sie wieder in die Tufsteingrotte, fein säuberlich aufgestapelt. Schon bald wurde ein Altar und Begrenzungsmauern errichtet, und mit einem Altar versehen.

Der Friedhof der Fontanelle – “Cimitero delle Fontanelle“

Von einem einheimischen Wissenschaftler, wurden mehr als acht Millionen  Einzelteile von menschlichen Gebeinen gezählt! Der Großteil ist von unbekannten Seuchenopfern. Heute sind es noch ca. 40.000 Gebeinsteile. Genießen  sie mit mir, ihrem privaten Guide, die Stadt Neapel, und deren einzigartige Schätze: Das Archäologisches Nationalmuseum oder die Pinakothek Capodimonte! Entdecken sie die Kapelle der S. Severo mit der  atemberaubenden Skulptur des verschleierten Christus, den Untergrund Neapels,  das sogenannte „Napoli Sotteraneo“ oder die weltweit einzigartigen antiken Städte Pompeji und Herculaneum!

Der Friedhof der Fontanelle – “Cimitero delle Fontanelle“

Im März 1872 wurde der Friedhof der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, und der kirchlichen Gemeinde des Pfarrers von Materdei Gaetano Barbati anvertraut. Dieser Pfarrer und der Kardinal, Sisto Riario Sforza, haben das „Hilfswerk der Fürbitten für die Verstorbenen“ ins Leben gerufen und die erste Tuffsteingrotte provisorisch als Kirche eingerichtet. Die Mithilfe des Volkes machte dies möglich! Schon am 13. Mai 1877 wurde die erste Messe von Kardinal Sforza gelesen und darauffolgend eine Prozession der Buse und des Mitleides durchgeführt. Hier sind wir an der Grenze zwischen Glaube und Aberglaube.

1969 wurde von Cardinal Corrado Ursi der Kult der „Anime pezzentelle“, der armseligen Bettelseelen, untersagt und als Interdikt (Verbot) ausgesprochen! Erst 2002 wurde dieses Gelände wieder gesichert und dem Publikum zugänglich gemacht. Informieren sie sich über die genauen Öffnungszeiten bei: www.capritravelguide.com.

Der Friedhof der Fontanelle – “Cimitero delle Fontanelle“

Nach der Überschwemmung fanden die Bewohner des Stadtteils vor ihren Wohnungen Gebeine, und mit Schlamm bedeckte Schädelknochen vor. Sie säuberten die Straßen und sammelte die sterblichen Reste auf, um sie wieder aufzuschichten und ihnen die verdiente Ruhe zu gewähren.

Während die Hausfrauen die Knochenreste reinigten schaute man den Schädel an und

betete für die Verstorbenen, um sie vor dem Fegefeuer und der Hölle zu bewahren. Das persönliche Gespräch setzte man im Traum fort. „Allora, wenn ich  für dich besonders um Gnade bitte, und dich auf einen schönen und zentralen Platz bette, mich besonders um dich kümmere: „Könntest du mir dann auch entgegen kommen und vielleicht meinem Mann Arbeit verschaffen?“

Der Friedhof der Fontanelle – “Cimitero delle Fontanelle“

Es wurden natürlich einige Wünsche wahr! Also bettete man diesen Schädel auf ein selbstgeklöppeltes Tüchlein – ja man „adoptierte“ ihn fast. Dabei wurde das Gespräch intensiver und die Bitten noch eindringlicher: „Wenn meine Tochter bald einen Mann findet, werde ich dich besonders verwöhnen!“. Nach dem zweiten erfüllten Wunsch wurde dieser auf ein Polster gebettet. Wurde dann noch ein weiterer Wunsch von der „Anima Pezzella“ erfüllt, bekam dieser gute Geist sogar ein kleines Gehäuse, eine Schuhschachtel bzw. ein Marmorhäuschen. – Je nach finanzieller Möglichkeit!

Lottogewinne, Liebesgeflüster, Eifersucht, Kindeswunsch, und vieles mehr wurde hier vorgebracht und, manchmal auch erfüllt!

Entdecken sie mit mir in das Herz Neapels und lernen sie diese mitreißende Mentalität kennen!

Der Friedhof der Fontanelle – “Cimitero delle Fontanelle“

Natürlich sind diese Orte Legenden- und Sagenumwoben. Man nennt das auch das „esoterische Neapel“. Genießen sie mit mir ein „etwas anderes Abenteuer“ in dieser einmaligen Stadt.

Bitte nehmen sie ein rotes Glückshorn (Il Corno) mit, damit der böse Blick an uns abprallt!

Capri, 20/08/2012

Cecilia Barbara Walch

Fremdenführer aus Leidenschaft